Es ist ein Wohntrend, der seit einigen Jahren immer beliebter wird. Trotzdem ist das Tiny House, also ein „winziges Haus“ immer noch ein Nischenphänomen. Dabei verspricht das Wohnen auf minimaler Fläche einige Vorteile: Flexibilität, geringere Kosten als ein Neubau sowie gelebte Nachhaltigkeit. Gerade in Zeiten wachsenden Flächenverbrauchs könnte das Tiny House eine Alternative zum klassischen Einfamilienhaus sein. Aber: Wie ist das eigentlich? Welche Hürden stehen im Weg, um auf kleinster Fläche zu leben?

Beim Vortrag „Leben im Tiny House“ am 16.4.2024 ging es neben dem Klimaschutz eigentlich um gelebten Minimalismus. Die Entscheidung für ein Tiny House ist auch eine gegen Überfluss und großen Besitz, und für Einfachheit und Reduktion. Referentin Claudia Kollin brachte rund 20 Personen das Thema Tiny House mit persönlichen Erfahrungen, Fakten, Bildern und einem interessanten Video nahe.

Beim Vortrag in den Räumen der VHS Memmingen berichtete Claudia Kollin vor rund 20 Menschen von ihrem Leben im Tiny House.

Wohin mit einem Tiny House?

Teils auf Rädern gelagert, ist ein Tiny House zwar mobil, darf aber nicht einfach irgendwo stehen. „Als dauerhafter Wohnsitz stehen Campingplätze für ein Tiny House nicht zur Verfügung“, erzählt Claudia Kollin in ihrem Vortrag. Neben privaten Grundstücken mit einem Stellplatz gibt es sogar bereits ganze Tiny-House Siedlungen (siehe unten). Aber: „Die Auflagen sind hoch und ein ‚wildes Stehen‘ verboten“, so die Referentin.

Das Tiny House von Claudia Kollin in Hopferbach im Allgäu.

Behörden, Anträge, und Bürokratie

„Auch wenn das Leben im Tiny-House an Beliebtheit zunimmt, heißt das nicht, dass es einfacher wird im deutschen Bürokratie-Dschungel“, erzählt Claudia Kollin. Entweder müsse der Stellplatz eine bauantragsfreie Fläche sein, oder ein Bauplatz erworben und erschlossen werden. An der örtlichen Gemeinde komme man dabei nicht vorbei. Will man ein Tiny House bauen, müsse man die Genehmigung erhalten und diverse Auflagen bezüglich Optik, Standort, und Nachbarschaft erfüllen. Schließlich sei die Erschließung mit Abwasser und Strom zu erbringen. „Auch wenn das Leben im Tiny-House an Beliebtheit zunimmt, heiße das nicht, dass es einfacher wird im deutschen Bürokratie-Dschungel, erzählt Claudia Kollin.

„Wer sich für diese Lebensform entscheidet, muss sich also über die Anträge und Bürokratie im Klaren sein“, so Kollin. Wenn aber diese Hürde genommen ist, dann stehe einem schönen Wohnen nur noch wenig im Weg.

Der Stellplatz könne gepachtet sein und bereits für Wasser, Abwasser und Strom erschlossen, oder man müsse ein Grundstück kaufen und erschließen. „Diese Summe ist oft höher als das Häuschen selbst“, erzählt die Referentin. Aber: Wie teuer ist ein Tiny House nun wirklich?

Ein Tiny House lässt sich mit einer Terrasse auch einfach um einen Außenbereich ergänzen.

Lohnt sich ein Tiny House?

„Grundsätzlich kann man schon mit knappen 50.000 Euro ein Häuschen inklusive Bad und Küche erwerben“, erzählt Claudia Kollin. Entweder man habe das Geld bereits parat, oder man benötige einen Kredit. „Hier gibt es bisher zwei Banken, die bereit sind, diese Wohnform zu unterstützen: Die Ethik-Bank und die PSD Bank Hannover.“

Sei das Haus luxuriöser ausgestattet, etwa mit einer Treppe in die obere Schlafetage, zusätzlichen Einbauschränken und Regalen und einer stärkeren Dämmung, könne der Preis bis zu 80.000 Euro und mehr steigen. Angesichts dieser Preise stellt sich aber die Frage: Wie viel Platz zum Leben kommt dabei nun wirklich heraus?

Claudia Kollin vor ihrem Tiny House in Hopferbach.

Tiny, oder doch größer als gedacht?

„Tiny Houses haben ganz verschiedene Formen“, sagt Claudia Kollin hierzu. Breite und Länge variierten zwischen 5,40 m bis zu 7,80 m. Für 2 Personen seien Tiny Houses mit etwa 75 Kubikmetern Raumvolumen üblich. „Kleiner geht immer, größer ist nicht mehr tiny!“, bemerkt Kollin. Aber, so das Fazit in ihrem Vortrag: „Bei guter Raumaufteilung und durchdachter Struktur ist der Platz überraschend groß und alles Wichtige für ein schönes Wohngefühl inklusive Gemütlichkeit und Freiheit komplett vorhanden.“

Ansehen: Video-Tipp!

Jetzt ansehen: Claudia Kollins Leben und ihr Tiny House in einer Video Reportage des Kanals Tiny House Expedition auf YouTube.

Mehr erfahren!

Wo erfährt man mehr über Tiny Houses? Hier finden Sie eine Liste mit weiteren Informationsquellen:

In Steinheim stehen bereits ein paar Häuschen und eine Besichtigung ist möglich bei Bauelemente Merkelbach in Boos. Hier kann man sich gut einen Eindruck verschaffen, wie es sich so anfühlt in einem kleinen überschaubaren Lebensraum.

Neugierig geworden?

In den kommenden drei Wochen wartet beim Klimafrühling ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm auf euch.

Hier findet ihr das gesamte Programm.


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