Als KIMM arbeiten wir schon seit mehr als einem Jahr an Klimaschutz in Memmingen. Aber: Was tut sich eigentlich gerade vor Ort? Welche Projekte werden das Gesicht der Stadt in den kommenden Jahren verändern? Bei der in Zusammenarbeit mit attac Memmingen-Illerwinkel organisierten Klimaradtour am 13.04.2024 führte Stadtrat Rupert Reisinger quer durch den Memminger Südwesten. Kräftig unterstützt von strahlender Sonne brachen ca. 20 Teilnehmer*innen vom Westertorplatz zur Klimaradtour auf. Im Fokus standen diese Mal die Aspekte Flächennutzung, Bebauung, Klimaschutz, und Stadtklima.
Grünflächen: Helden fürs Stadtklima.
Zunächst führte Reisinger die Gruppe durch den grünen Stadtgürtel. Erst vor kurzem wurde in Memmingen der Flächennutzungsplan aktualisiert. Hier steht auch fest: Der Erhalt und die Bepflanzung von Grünflächen sollen in Zukunft deutlich mehr Berücksichtigung finden. Flächen wie der Königsgraben werden bewusst erhalten, um zu einem gemäßigten Innenstadtklima beizutragen. Reisinger betonte, dass dies ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sei.
Die Buxacher Straße entlang fuhr die Gruppe durch ein weitgehend intaktes Wohngebiet. „Was wir hier sehen ist eine gelungene Mischung aus Grünanlagen, Bäumen und Bebauung“, erklärte Reisinger den Teilnehmenden. In direkter Nähe hob er eine neue Wohnanlage in der Hohenstauffenstraße hervor: „Diese Anlage fällt mit maximaler Ausnutzung des Grunds bei minimaler Grünfläche ins Auge.“ Reisinger hätte bei diesem Projekt lieber eine höhere Bebauung zu Gunsten von mehr Grünflächen und weniger Bodenversiegelung gesehen. Eine Änderung der Bebauungsordnung und des Flächennutzungsplan könne dies in Zukunft ermöglichen. Hier kämen auch Planungsorgane der Stadt ins Spiel. „Der neu ins Leben gerufene Gestaltungsausschuss der Stadt hat die Möglichkeit Planungen hinsichtlich ihrer stadtgestalterischen, energetischen, architektonischen und ökologischen Aspekten zu prüfen, zu beurteilen und entsprechend zu beraten“, erklärte Reisinger.
Große Potenziale
Die Radtour bewegte sich weiter in den Bereich des alten Klinikums. Hier sieht Reisinger ein hohes Potenzial, das freiwerdende Klinikgelände stadtplanerisch sinnvoll und klimagerecht zu gestalten. „Wohnraum, Grünraum und Freizeitflächen: Hier kann einiges entstehen.“ Wie sich die Stadt gut entwickeln kann, zeigte Reisinger am Machnig-Platz an der Kirche Christi Auferstehung. „Hier zeige sich ein gutes Beispiel für hohe Wohnraumdichte und dennoch erhaltene große Grünflächen.“
Eine Chance für nachhaltige Nachverdichtung sieht Reisinger nicht in der zusätzlichen Ausweisung neuer Bauflächen, sondern vielmehr in der Aufstockung von Gebäuden, um die notwendigen Grünflächen in Hinblick auf die Klimaveränderungen zu erhalten. „Wir könnten den Flächennutzungs – und Bebauungsplan dahingehend verändern“, schlägt er vor.
Mit viel Energie radelte die Gruppe weiter zum nächsten Halt am Monte Schutto. Grüne Wiesen, Bäume und Hecken erstrecken sich über den Abhang. „Geplant ist den grünen Gürtel entlang der Autobahn zwischen Monte Schutto, der Eissporthalle und FOS/BOS bis hin zur Römerstraße zu erhalten“, erklärt Reisinger. Noch vor wenigen Jahren sei überlegt worden, dieses Gebiet im Rahmen einer erneuten Landesgartenschau neu zu gestalten. Da die Kosten und der Nutzen für diese bereits gut genutzten und vorhandenen Grünflächen in keinem Verhältnis standen, wurde das Projekt schlussendlich verworfen.
Flächen für den Naturschutz
Angekommen im Buxachtal deutet Reisinger auf die bestehenden Feuchtwiesen und das Naturschutzgebiet des Tals. „Diese Flächen müssen erhalten und gefördert werden“, betont er. In der Gruppe gibt es hierfür großen Zuspruch. Entsprechend sei es wohl auch ein Anliegen der Stadt, den Flächennutzungs- und Bebauungsplan dort dahingehend zu ändern, dass keine neuen Flächen zur Bebauung mehr ausgewiesen werden können, erklärt Reisinger. „Wenn möglich sollen freiwerdende Flächen erworben werden, um den naturnahen Charakter des Tal zu erhalten.“
Am Ende des Tals, an der Kreuzung zwischen Haldenweg und Stadtweiherstraße betonte Reisinger die Bedeutung der Memminger Wälder für den Klimaschutz und als stadtnaher Erholungsraum. Er sprach auch über die Pläne im Bereich der ehemaligen Deponie – südlich der Stadtweiherstraße – den ehemaligen Stadtweiher wieder anzulegen. Leider sei dieser auf Grund der Altlasten nicht als Badeweiher geeignet. „Diese Aussicht hätte mich nach der Tour in der Sonne wirklich begeistert!“, kommentierte eine Teilnehmerin.
Am Trachtenheim, dem letzten Halt der Tour, fällt der Blick auf eine große Senke entlang der Bahnlinie. „Diese Fläche soll schon bald bebaut werden“, erklärt Reisinger. Mehrere Gebäude mit Mietwohnungen und eine Tiefgarage seien geplant. Die Wohnungen sollen zum Teil für Azubis und Mitarbeiter des Klinikums vorbehalten werden. Reisinger betont, es sei ihm ein Anliegen gewesen, bei der bestehender Senke die Tiefgarage so tief zu legen, dass eine zwei Meter dicke Humusschicht aufgeschüttet werden kann. „Passiert das, ist eine Bepflanzung mit Bäumen möglich“, erläutert er. Und: Ein Platz für einen Tiefwurzler könne leicht geschaffen werden, wenn auf einige Tiefgaragenplätz verzichtet würde.
Zuversichtlich in die Zukunft
Zum Abschluss zeigten sich die Teilnehmenden zufrieden. „Es hat uns zuversichtlich gestimmt, dass klimatische und Naturschutzaspekte bei Entscheidungen Berücksichtigung finden“, kommentierte eine Teilnehmerin. Das Umdenken der Entscheidungsträger hin zu mehr Grünfläche, Neupflanzungen, Erhalt der Baumbepflanzung und weniger Flächenverbrauch bei der Wohnraumschaffung sei erfreulich, schlussfolgert Reisinger zum Ende der Tour. Aber: Deutlich wurde während der Klimaradtour auch, dass das Problembewusstsein in den politischen Gremien der Umsetzung manchmal noch hinterherhinkt. Die gute Botschaft ist: es tut sich was!
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In den kommenden drei Wochen wartet beim Klimafrühling ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm auf euch.
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