Klimaschutz in Memmingen – Wo stehen wir?

Warum handeln? Wie steht es um den Klimaschutz in Memmingen? Zahlen und Daten aus offiziellen Statistiken und Berichten machen sichtbar: Obwohl Memmingen schon seit 2007 Teil des bundesweiten „Klimaschutzbündnisses“ ist, und 2012 ein Klimaschutzbericht und das „Energiekonzept Memmingen“ veröffentlicht wurden, bildet Memmingen derzeit das Schlusslicht des Allgäus. In den kommenden Absätzen stellen wir euch einige dieser Daten vor:

Emissionen

Im Vergleich mit anderen Kreisen des Allgäus steht Memmingen mit 9,2t CO2 pro Einwohner und Jahr fast an letzter Stelle. Nur der Landkreis Unterallgäu erzeugt mit 10t pro Einwohner mehr Emissionen. Memmingen liegt damit weit hinter Lindau (7,9t), Kempten (7,0t) oder dem bayerischen Durchschnitt (7,1t). Diese Daten zeigen: Memmingen ist bezüglich des Klimaschutzes im regionalen Vergleich weit abgehängt.

Energie

Im Jahr 2018 wurden in Memmingen insgesamt 307.342 MWh Strom verbraucht, wovon nur 11,1 % aus erneuerbaren Quellen stammten. Memmingen ist damit das Schlusslicht des Allgäus und liegt weit abgeschlagen hinter Vorreitern wie dem Ostallgäu (95 % erneuerbar), dem Unterallgäu (60 %), und sogar anderen schwachen Kreisen im Allgäu, wie Kaufbeuren mit immerhin 16 % erneuerbarer Energien.

Zwar wurde der Energieverbrauch kommunaler Gebäude zwischen 1996 und 2016 um 37 % gesenkt, und dadurch die verbundenen Emissionen um 34 % reduziert. Aber: Gerade mal ein Prozent des städtischen Energieverbrauchs wird in kommunalen Einrichtungen verursacht. Auch wenn die Bemühungen der Stadt lobenswert sind, sind sie selbst daher nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Mobilität

Auch bezüglich der Mobilität gibt es in Memmingen großen Handlungsbedarf. Die Fortbewegung per Auto ist derzeit bei weitem das bevorzugte Verkehrsmittel der Bürger*innen. In den letzten offiziellen Verkehrszählungen waren 2015 über 90 % aller Verkehrsteilnehmer mit dem Auto unterwegs. Busse mit 0,33 %, sowie Fahrräder mit 2,6 %, liegen weit dahinter.

Andererseits gibt es auch viele Fortschritte zu vermerken: Memmingen erhält seit Jahren positive Bewertungen in den Fahrradklima-Umfragen des ADFC. 2021 wurde ein Bericht mit 271 Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur erstellt. In einer Haushaltsbefragung gaben 25 % der Memminger das Fahrrad als bevorzugtes Verkehrsmittel an. Mit dem 2020 erfolgten Beitritt zum Verkehrsverbund Mittelschwaben und der Planung einer S-Bahn Verbindung in Richtung Ulm bewegt sich Memmingen ebenfalls in die richtige Richtung. Aber: Der innerstädtische Verkehr erzeugt nach wie vor mit etwa 118.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein Drittel aller Emissionen in Memmingen. Solange Maßnahmen fehlen, die Gewohnheiten der Bürger*innen nachhaltig verändern, bleibt auch Mobilität in Memmingen ein wichtiges Thema.

Stadtwachstum, Wohnen und Flächenverbrauch

Memmingen wächst. Nicht nur die Einwohnerzahl steigt stetig, auch die Zahl der Wohneinheiten stieg zwischen 1990 und 2009 von 16.824 auf 20.114, verbunden mit einem Anstieg der Wohnfläche pro Kopf von 36 auf 45,5 m2. Diese Entwicklungen haben zwei wesentliche Konsequenzen: Erstens wird immer mehr Fläche um Memmingen versiegelt. Zwischen 2015 und 2018 stieg die versiegelte Fläche von 1.315 Hektar auf 1.336 Hektar, also durchschnittlich 7 Hektar pro Jahr. Derzeit sind in Memmingen insgesamt 14 ha in 4 verschiedenen Gebieten für Bebauung vorgesehen – die meisten davon für Einfamilienhausgebiete.

Angedachte Projekte wie die angedachte Umfahrung um Steinheim, die auf einen Schlag 3 ha Fläche versiegelt hätte, zeigen: Die Stadt Memmingen hat derzeit weder ein Konzept, noch ein besonders großes Bewusstsein für das Thema Flächenverbrauch. Ein Flächenschutzmanagement, wie in vielen deutschen Kommunen bereits angewandt, ist dringend nötig.

Fazit

Obwohl sich Memmingen schon 2012 große Ziele für Klimaschutz gesetzt hat, wurde seitdem nur wenig erreicht. Memmingen liegt abgehängt hinter anderen Kommunen und Kreisen in der Region. Zwar ist seit Anfang 2021 mit Mario Hönisch ein städtischer Klimaschutzmanager im Amt, und eine Bewerbung für den „European Energy Award“ in Arbeit – noch lassen konkrete Erfolge aber auf sich warten.

Wir als Klimainitiative wollen nicht länger warten, sondern Klimaschutz in Memmingen in die eigene Hand nehmen: Mit konkreten Projekten, Vorschlägen an die Stadtverwaltung, oder den Einsatz für oder gegen aktuelle Entwicklungen innerhalb der Stadt.

Falls dieser Artikel Lust auf mehr gemacht hat: Auf unserer Startseite kann sich jede*r ganz leicht in unseren Newsletter eintragen!

Quellen

Wir beziehen uns in dieser Zusammenfassung auf offizielle Zahlen und Daten aus Publikationen der Stadt Memmingen und des Freistaats Bayern. Eine vollständige Liste befindet sich hier.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert