Gerade in der Energieerzeugung und Industrie entstehen viele Treibhausgase. Wie praktisch wäre es, Emissionen hier direkt an der Quelle abzugreifen, bevor sie in die Atmosphäre gelangen, oder sie sogar aus der Luft zu entnehmen. Aber: Ist das möglich? Genau um dieses Thema sollte es am 3.4.2025 beim diesjährigen Klimafrühling gehen. Dr. Daniel Sutter hielt im Antonierhaus einen Vortrag mit spannenden Titel „CO2-Abscheidung – Chance oder Risiko?“ Es ging um CCS (Carbon Capturing and Storage), also CO2-Abscheidung und -Speicherung.
Dr. Sutter ist Verfahrenstechniker, Dozent an der ETH Zürich und arbeitet für eines von weltweit nur zwei Unternehmen, die sich in größerem Maßstab mit der Abscheidung von CO2 aus der Luft beschäftigen.
Der Vortrag begann mit einer Einführung über die Größenordnungen des Kohlenstoffkreislaufs auf der Erde. Dr. Sutter erklärte, dass der weitaus größte Kohlenstoffanteil sich nicht in der Luft, sondern in der Lithosphäre, also im Erdmantel unter unseren Füßen befindet. Der Forscher zeigte im Anschluss, wie der Anteil menschengemachter Emissionen seit Beginn industriellen Nutzung fossiler Energieträger vor 200 Jahren rasant gewachsen ist. Inzwischen macht er mehr als einen doppelt so großen Anteil unserer Luft aus.
Die Schlussfolgerung ist einfach: Es ist nötig, netto-negative Emissionen zu erzielen, um die Klimaziele zu erreichen. Der Referent zitierte einige Folien aus den aktuellsten Berichten der IPCC, einem internationalen Gremium der UN zur wissenschaftlichen Beratung von Regierungen hinsichtlich des Klimawandels.
Es folgte eine ausführliche Erklärung über die technischen Möglichkeiten, CO2 einerseits an Punktquellen -also direkt aus der Abluft von fossil befeuerten Kraftwerken oder Industrieanlagen – andererseits aus der Atmosphäre abzuscheiden.
Das nächste Thema behandelte die Möglichkeiten, wie dieses CO2 in die Lithosphäre zurück gebracht werden kann. Die technischen und physikalischen Vorgänge, wie CO2 in einer Tiefe von mehr als 800 m in geeigneten Gesteinsformationen gespeichert werden kann, wurden detailliert erklärt. Dass das CO2 letztlich als Karbonat auch chemisch dauerhaft gebunden wird, dürfte wie vieles mehr in diesem Vortrag für die meisten ZuhörerInnen neu gewesen sein.

Hinsichtlich der Gefahren von CCS ging der Referent detailliert auf Probleme wie „induzierte Seismizität“ (Mikro-Erdbeben) und ungeplantes Wieder-Entweichen des CO2 durch verschiedene geologische Vorgänge ein. Bei sorgfältiger Planung und Untersuchung der geologischen Gegebenheiten schätzt der Referent diese Gefahren als gering ein.
Das weitaus größere Problem sieht Dr. Sutter aber an anderer Stelle: Die Technik ist teuer und aufwändig. Vor allem für die Abscheidung von CO2 aus der Atmosphäre werden große Luftmengen durch die Anlagen gepumpt, was auch einen hohen Flächen- und Energiebedarf bedeutet. Auch politische Aspekte wie der „moral hazard“ (eng. Moralische Gefahr), also das Benutzen von neuen Technologien in der politischen Debatte, um notwendige Maßnahmen zu verhindern („weiter verschmutzen, später sauber machen“) wurden thematisiert.
Der Referent ließ schließlich keinen Zweifel daran: Die wichtigste Maßnahme die Verhinderung der CO2 -Freisetzung bleibe die Beendigung der Verbrennung fossiler Energieträger. CCS könne aber einen Beitrag dazu leisten, die erforderlichen netto-negativen Emissionen schneller zu erreichen.
Es folgte eine angeregte Diskussion wo z.B. die Pflanzenkohle als Alternative diskutiert wurde. Laut Dr. Sutter bietet diese nur eine temporäre Alternative, da molekulare Kohle aufgrund ihrer hohen Reaktivität letztlich doch wieder als CO2 in der Atmosphäre landet.
Ein hochinteressanter Abend mit vielen neuen Erkenntnissen!
Mehr erfahren!
Die Infos im Artikel sind dir noch nicht genug? Hier kannst du den gesamten Vortrag von Dr. Sutter als Pdf herunterladen.
Der 3. Memminger Klimafrühling fand vom 27.3.2025 bis zum 13.4.2025 statt. Das gesamte Veranstaltungsprogramm mit unseren 14 Events findest du hier:
Schreibe einen Kommentar