Um die Klimakrise einzudämmen, muss sich auch unsere Wärmeversorgung verändern: Weg von Öl und Gas und hin zu erneuerbaren Energien! Andererseits muss Heizen auch unbedingt sozial verträglich sein. Doch wie kann das konkret aussehen? Wie kann diese Herausforderung gelingen?
Zu diesem Thema diskutierten am Donnerstag, den 23.11.2023 der Memminger Oberbürgermeister Jan Rothenbacher, eza!-Chef Martin Sambale, Johannes Hampp, Physiker bei Scientists for Future und KIMM-Vorstand Felix Schachenmayr im Maximilian-Kolbe Haus in Memmingen.
Warum das Thema so wichtig ist? Martin Sambale stellte bei seiner Einführung zum aktuellen Stand der Wärmeversorgung in Memmingen und den geltenden gesetzlichen Regelungen klar: „Wärme ist ein großer Hebel, sozusagen der Elefant im Raum. Fast 40% aller CO2-Emissionen entstünden in Deutschland im Bereich Wärmeversorgung. Bis 2028 sollen 65% durch erneuerbare Energien gedeckt sein. Für ein klimaneutrales Memmingen seien der Verzicht auf fossile Brennstoffe – aktuell mit einem Anteil von 92% in Memmingen – sowie eine nachhaltige Wärmegewinnung von höchster Wichtigkeit.
Zu Beginn wurden verschiedene technische Lösungen diskutiert: Nah- und Fernwärme, Wärmepumpe, Biomasse, und auch Wasserstoff. Doch welche Technologie ist die richtige? Oberbürgermeister Rothenbacher wünschte sich quartiersbezogene Lösungen, meinte aber auch, dass in Memmingen die bestehenden Blockheizkraftwerke noch weitere 15 Jahre genutzt werden müssten. Über neue Lösungen solle gründlich nachgedacht werden. Dazu merkte Martin Sambale an, dass diese ja auch mit regenerativen Energien genutzt werden könnte.
Aber: Würde man das Gas, welches die Memminger Stadtwerke aktuell ausliefert, beispielsweise durch Holz ersetzen, müssten täglich rund 20 LKW-Ladungen verbrannt werden – rund 17 mal mehr, als kommunale Wälder produzieren können. Wasserstoff wiederum, so Hampp und Sambale unisono, sei zu teuer und wertvoll, um ihn zu verheizen.
Für Schachenmayr, der für KIMM als Fachmann auf der Bühne saß, war die sozial gerechte Umsetzung der Wärmewende von zentraler Bedeutung. Niemand dürfe mit seinen Sorgen allein gelassen werden. Vor allem die öffentlichen Träger seien in der Pflicht, die entsprechenden Voraussetzungen dafür zu gestalten. „Wärme ist ein Grundbedürfnis!“, so der Umweltwissenschaftler. Die voraussichtlich 2024 anstehende kommunale Wärmeplanung müsse das unbedingt berücksichtigen.
Denn: Auch wenn die Fördermittel durch die unsicheren Finanzen des Bundes aktuell in Frage stehen, plant die Stadt Memmingen 2024 mit der Wärmeplanung die Strategie zur Wärmeversorgung der Zukunft aufzustellen, so Rothenbacher. Doch: Die Ausarbeitung dauere im Schnitt rund ein Jahr, so Sambale. Bis dahin sei beste erste Schritt, sich im Rahmen der kommunalen Kampagne 2024 beraten zu lassen. Gerade für Sanierungsmaßnahmen sei professioneller Rat sinnvoll. Die eine Lösung gebe es nicht – „jedes Zuhause braucht eine individuelle Lösung“.
Die rund 120 Zuhörer*innen konnten sich im Laufe des Abends ein differenziertes Bild von den verschiedenen Szenarien der Wärme der Zukunft machen. Dank der strukturierten Gesprächsführung durch LTS-Intendantin Christine Hofer konnten alle Seiten detailliert Vorschläge darlegen und aufeinander reagieren. Und doch war sich das Podium einig: Memmingen muss aktiv werden – mit einem guten Mix aus erneuerbaren Energien, Sanierungen, und gemeinsamen Lösungen für das Vorhaben Wärmewende.
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