Viele Bäume und ein multifunktionales Sitzelement an der Kramerzunft sieht der Siegerentwurf von grabner huber lipp (ghl, Freising) zur Neugestaltung des Weinmarktes vor.

Weinmarkt: Für eine lebenswerte Stadt!

Seit 2020 steht fest: Der Weinmarkt wird autofrei. Mit dem Beschluss des Stadtrats für das Ende des Durchgangsverkehrs und dem Wettbewerb zu einer umfassenden Neugestaltung 2022 wurde die verkehrsberuhigte Zukunft des Platzes festgelegt. Jetzt hat die CSU/FDP-Fraktion im Stadtrat erneut einen Antrag eingereicht, der diese Beschlüsse rückgängig machen will. Abgestimmt wird bereits am kommenden Montag, den 21.10.2024. Aus diesem Anlass positioniert sich KIMM erneut: Für einen autofreien Weinmarkt, für eine lebenswerte Stadt!

Unsere Stellungnahme

Als Klimainitiative haben wir uns bereits vor fast genau einem Jahr zur beschlossenen Sperrung des Weinmarkts in Memmingen positioniert. 12 Monate später ist es angesichts der aktuellen Debatte Zeit, diese Positionierung zu erneuern und zu aktualisieren.

Innenstadt in Not – Was ist da los?

Als Hauptargument gegen einen autofreien Weinmarkt werden derzeit Sorgen des Memminger Einzelhandels um Kundenzahlen und Umsatzrückgänge ins Feld geführt. Diese Sorgen sind wichtig und müssen ernstgenommen werden. Eine genauere Betrachtung lässt jedoch keine klaren Zusammenhänge mit der Umgestaltung des Weinmarkts erkennen. Das Argument, dass die Umgestaltung und Sperrung des Weinmarkts für die aktuellen Probleme von Einzelhandel und Gastronomie verantwortlich ist, muss daher in Frage gestellt werden.

Obwohl laut Bericht der Memminger Zeitung einzelne Geschäfte jüngst Umsatzrückgänge verzeichnen, ist die Innenstadt nicht plötzlich weniger belebt. Die Zahlen des digitalen Zwillings zeigen: Es gibt keinen Rückgang der Frequentierung der Innenstadt. Wege per Auto, per Rad und zu Fuß innerhalb der Innenstadt liegen 2024 stabil auf demselben Niveau wie schon im Vorjahr. Eine akute Verschlechterung der Lage ist objektiv nicht zu beobachten.

In der Memminger Innenstadt ist aktuell also nicht weniger los. Aktuelle Probleme sind mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit auf geringere Nachfrage zurückzuführen und auch den Wettbewerb mit dem Online-Handel. Es herrschen in ganz Deutschland eine verschlechterte wirtschaftliche Lage und ein zurückhaltendes Konsumklima. Die Kaufkraft in Deutschland ist, laut Untersuchungen der DekaBank, seit dem Jahreswechsel 2020/2021 um ca. 17% zurückgegangen. Der GfK-Konsumklima-Index sinkt nach einer kurzen Entspannung im Sommer 2024 wieder deutlich. Dass diese gesamtdeutsche Problematik auch in Memmingen ihre Auswirkungen zeigt, ist naheliegend.

Schuldzuweisung nicht möglich

Die Zahlen und Daten zeigen: Es ist weder gesichert noch wahrscheinlich, dass die Umgestaltung und Sperrung des Weinmarkts in Memmingen Grund für eine Krise des örtlichen Einzelhandels ist. Darüber hinaus gilt: Die Sperrung des Weinmarkts ist noch nicht in Kraft. Der Platz ist aktuell trotz
Baumaßnahmen noch in einer Richtung durchfahrbar. Eine sinnvolle „Schuldzuweisung“ ist daher nicht möglich. Dass dennoch die bereits zweimal durch den Stadtrat beschlossene Umgestaltung und Sperrung nun erneut in Frage gestellt wird, kritisieren wir deutlich.

Chancen für eine lebendige Stadt

Als Klimainitiative setzen wir darauf, dass die Umgestaltung des Weinmarkts diesen belebt, anstatt – wie aktuell gerne behauptet – ihn in Existenznot bringt. Studien aus Dutzenden Städten belegen: Fußläufigkeit belebt. Diese Meinung teilt auch der Handelsverband Deutschland HDE und fordert Investitionen in „die attraktive Gestaltung von Fußgängerzonen“. Tatsächlich nutzen auch jetzt viele Menschen die Altstadt zu Fuß und per Fahrrad. Der massive Beitrag der Kunden, die nicht mit dem Auto anreisen, wird in der aktuellen Debatte nahezu ignoriert. Wir fordern: Es sollte der Eindruck vermieden werden, dass die Auto fahrenden Kunden mehr Ansehen genießen als diejenigen, die sich zu Fuß oder per Rad bewegen.

Die Memminger Altstadt: Gut erreichbar für alle!

Darüber hinaus gilt: Die Memminger Innenstadt ist und bleibt auch für die Anreise per Auto einfach zugänglich. Die Innenstadt verfügt über insgesamt mehr als 2.000 Parkplätze in Parkhäusern. Diese sind – selbst an Wochenenden – nahezu nie vollständig ausgelastet. Die gesamte Innenstadt ist in Distanzen unter 500 m zur nächsten Parkmöglichkeit erreichbar. In den letzten Jahren sind nur wenige Straßenparkplätze weggefallen. Stattdessen hat sich die Gesamtzahl der Parkplätze in der Innenstadt in den beiden letzten Dekaden fast verdoppelt – vor allem dank des Parkhauses am Bahnhof. Trotz Sperrung bleibt der Weinmarkt durch den Hallhof und Rossmarkt in Distanzen unter 300 m einfach erreichbar. Memmingen bietet also aktuell, wie auch in Zukunft allen die Möglichkeit, die Innenstadt so zu erreichen, wie sie wollen: Zu Fuß, per Rad, per ÖPNV oder per Auto.

Fazit

Die Sperrung des Weinmarkts wurde aus gutem Grund bereits zwei Mal beschlossen. Die Entscheidung beruhte auf einem langen Abwägungsprozess und wurde unter dem damaligen OB Manfred Schilder (CSU) demokratisch erarbeitet: mit Bürgerbeteiligung, einer Jury bestehend aus Stadtrat, Baufachleuten, Stadtmarketing sowie auch Vertretern des Einzelhandels. Die aktuell geltende Entscheidung begrüßen wir ausdrücklich: Hier wird Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt geschaffen. Hier wird in die Zukunft der Memminger Innenstadt investiert.

Die Probleme des Memminger Einzelhandels sind ernst zu nehmen. Aber: Die Gründe in einer – noch gar nicht vollzogenen – Sperrung zu suchen, halten wir für verfrüht und schwer nachvollziehbar. Memmingen ist und bleibt gut erreichbar – egal mit welchem Verkehrsmittel. Sorgen um die Zukunft der Stadtmitte verlangen eine Antwort. Diese ist aber wohl eher in Maßnahmen wie Stadtmarketing, Förderungen oder einer aktuell diskutierten Hochschulansiedlung zu finden.

Daher fordern wir die Mitglieder des Stadtrats und unseren Oberbürgermeister Jan Rothenbacher auf, den Antrag, der auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung am 21. Oktober 2024 steht, abzulehnen, und den „Autofreien Weinmarkt“ auf Basis der geltenden Beschlusslage umzusetzen.

Neugierig?

Wissenswertes über die Umgestaltung

Klimabäume sorgen für gute Luft
Klimabäume sorgen für gute Luft

Klimabäume

Der Weinmarkt in Memmingen erhält im Zuge der Umbaumaßnahmen zwischen Kramerzunft und Freiheitsbrunnen 13 neue Bäume, sogenannte „Klimabäume“. Sie sind speziell ausgewählt um das Mikroklima am Weinmarkt positiv zu beeinflussen und zur Biodiversität in der Stadt beizutragen.

Durch die Baumpflanzungen wird der Weinmarkt deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnen„, betonte bereits Oberbürgermeister Manfred Schilder im Frühar 2022.

Das sagt die Stadt:

Die Ausgestaltung der Baumgruben legt den Fokus in die Tiefe, um das naheliegende Grundwasser für die Bäume zu erschließen. Bei den neuen Baumarten handelt es sich um eine bunte Mischung von Klimabäumen, die als Ausdruck der Vielschichtigkeit unserer demokratischen Gesellschaft in freier Stellung auf dem Weinmarkt verortet wurden.
Die Bäume werden derzeit in der Bauschule Lorberg vorkultiviert, da diese einen entsprechenden Kronenanasatz benötigen, um zu gewährleisten, dass diese entsprechend hoch sind. Auf diese Weise können Busse darunter vorbeifahren und die Feste und Märke darunter stattfinden.

Quelle: memmingen.de


Kommentare

2 Antworten zu „Weinmarkt: Für eine lebenswerte Stadt!“

  1. Avatar von Monika Fehrenbach
    Monika Fehrenbach

    Ich freue mich auf den neuen Weinmarkt, es kann nur schöner werden für alle, die Leute, die jetzt meckern, sind die gleichen, die von einem schönen Bummel in Lindau z.B. berichten

    1. Avatar von Amar Löffler
      Amar Löffler

      Vielen Dank für Deine Unterstützung, Monika!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert