Die Bilder sitzen nach wie vor tief: Anfang Juni 2024 standen Teile Memmingens komplett unter Wasser. Im Vorjahr herrschte dagegen wochenlang Hitze und Dürre. Beides zeigt: Der Klimawandel wird immer extremer. Das sogenannte „Schwammstadt-Prinzip“ verspricht hier Abhilfe. Grünanlagen, Versickerungsflächen und Bäume sollen Wasser speichern, über Verdunstung kühlen und so vor Flut und Hitze schützen. Doch wie genau kann das funktionieren? Um diese Frage zu klären, organisierte KIMM am Donnerstag, den 11. Juli 2024 den Vortrag „Schwammstadt – Zwischen Hitze und Starkregen“ in den Räumen der VHS Memmingen im Maximilian-Kolbe Haus.
Das Thema Schwammstadt bewegt. Nachdem auch das Allgäu besonders Babenhausen von verheerenden Starkregenfällen im Juni überrascht wurde, war der Saal bis zum letzten Stuhl besetzt. Rund 60 Teilnehmende waren zum Vortrag gekommen. KIMM konnte für den Vortrag die erfahrene Referentin Dr.-Ing. Friederike Well gewinnen, die als Expertin an der TU München an blau-grüne Stadtarchitektur und Schwammstadtkonzepten forscht. Frau Dr.-Ing Well hatte sich schon während ihres Architekturstudiums auf die sogenannte „blau-grüne Architektur“ spezialisiert: Blau wie das Wasser, Grün wie Vegetation. Sie promovierte dazu, wie man Wasser, Vegetation und Bebauung sinnvoll und klimawirksam vereinen kann.
Internationale Beispiele
Ein besonders erfolgreiches Beispiele findet sich nördlich von Deutschland: In Kopenhagen verwüstete ein riesiger Wolkenbruch im Jahre 2011 die dänische Hauptstadt. Schäden in Milliardenhöhe waren zu verzeichnen. Aber: Die Stadt hat sich seitdem zum Vorzeigeobjekt entwickelt. Die Stadt wurde konsequent umgebaut, um in Zukunft große Wassermassen zu halten: Neben Straßen entstanden neue Flutbecken. Neue öffentliche Parks wurden geschaffen. Grünflächen und Rückhaltebecken speichern seitdem Wasser und schützen die dänische Hauptstadt.
Auch in Deutschland gibt es erfolgreiche Beispiele: In Berlin wurde unter dem Potsdamer Platz ein riesiges unterirdisches Speicherbecken gebaut, das Oberflächenwasser sammelt und so vor Überflutungen schützt. Auch kleinere Projekte sind möglich: Well stelle ein Projekt vor, das sie zusammen mit Studierenden in einem Waldkindergarten bei München umgesetzt hatte. Mit einer Aufbereitungsanlage wird Abwasser aus der Küche zur Bewässerung von Pflanzen wiederverwendet, dabei gefiltert und dann in einen Teich gespeist. Wichtig sei es, die Ressource Wasser wertzuschätzen, so Well.
„Es braucht motivierte Stadtverwaltungen“
Es bleibt abzuwarten, wie solche Maßnahmen in Zukunft von den Städten und Kommunen umgesetzt werden können. „Es braucht motivierte Stadtverwaltungen, um solche Konzepte umzusetzen“, erklärte Well. Es könne viel erreicht werden, wenn Verantwortliche voll und ganz hinter Projekten stehen. Generell seien Maßnahmen nach dem Schwammstadt-Prinzip in Neubaugebieten einfacher umzusetzen als in schon lange bestehenden Gebieten. Aber: Auch im Bestand lassen sich Flächen entsiegeln, Dächer begrünen, Rückhalteflächen schaffen, und neue Bäume pflanzen.
Auch Haushalte können aktiv werden
Well betonte, dass nicht nur Kommunen, sondern auch einzelne Haushalte selbst aktiv werden können: Wer ein eigenes Grundstück besitzt kann Dächer begrünen, oder bewusst auf große Einfahrten und gepflasterte Flächen verzichten. Dass besonders die Frage der Finanzierung viele der Anwesenden bewegte, zeigte sich bei der Diskussion zum Abschluss des Abends. Well betonte: Generell sei es möglich, eine Förderung für Sanierungsmaßnahmen zu beantragen. eine gute Anlaufstelle hierfür sei das Projekt netWORKS4 des Deutschen Instituts für Urbanistik.
Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Friedl bedankte sich im Anschluss herzlich bei Frau Dr.- Ing. Friederike Well und übergab ihr ein kleines Präsent von KIMM. Wir hoffen auch in Zukunft weitere spannende Vorträge zu solchen Themen organisieren zu können und freuen uns über weitere Mitglieder im Kampf um den Klimaschutz
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Wer noch weitere Publikationen von Frau Well lesen möchte findet diese hier.
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