Klimagerechtigkeit – das ist immer auch eine globale Verantwortung. Länder des globalen Südens leiden massiv unter den zerstörerischen Folgen des Klimawandels. Verursacht wird dieser zu großen Teilen durch hohe Emissionen in Industrieländern wie Deutschland – mit 7,1 T CO2 pro Kopf und Jahr. Umgekehrt leiden oft diejenigen, die selbst nur verschwindend zu der Treibhausgasbelastung der Erde beitragen. Lässt sich diese Ungerechtigkeit beheben? Und kann fairer Handel dabei eine Rolle spielen? Darum ging es unter anderem im Vortrag „Eine Verpflichtung: Fairtrade und Klimagerechtigkeit“ von Thomas Hoyer am 1.4.2025. In dem Vortrag im Maximilian-Kolbe-Haus erfuhren die knapp 40 Zuhörer*innen mehr zu Agroforst in Burundi im Zusammenhang mit neuen Wegen im Fairen Handel.
Mehr als eine Marke
Thomas Hoyer ist geschäftsführender Vorstand von WeltPartner, einer 1988 gegründeten Genossenschaft aus Ravensburg. Hier gebe es einen großen Unterschied zu Supermarktketten, die ihre eigenen fairtrade-Labels vermarkten: WeltPartner sehe sich dem Fair Trade nicht als Marke, sondern als Grundhaltung verpflichtet. Das heißt: WeltPartner stehe für ein genossenschaftliches Modell, das die ganze Handelskette im fairen Handel abbildet. Dazu gehört auch, dass sich die Genossenschaft für Kinderschutz (etwa auf den Philippinen), die Förderung der Produktion vor Ort (Ghana) oder für neue Anbau- und Lebenssicherungsmodelle im Kaffeeanbaus einsetzt. Letzteres ist seit 2014 das Ziel von WeltPartner in Burundi.
Nach Erläuterungen zur landeskundlichen, politisch-gesellschaftlichen Situation in Burundi erfuhren die ZuhörerInnen mehr über die Partnerschaft aus Baden-Württemberg zu einem der ärmsten Länder der Welt und dem kleinsten Land Ostafrikas. Burundi ist als Land erheblich vom Klimawandel betroffen. Hitzeperioden, extreme Wetterlagen, Starkregen, Dürren führen neben Abholzung beziehungsweise fehlendem Baumbestand zu Bodenerosion und zum Verlust fruchtbaren Bodens. Durch WeltPartner wurden Projekte mit der Kaffeegenossenschaft COCORA in Burundi angeregt und von Hochschulen vor Ort und in Baden-Württemberg wissenschaftlich begleitet.
Die Arbeit umfasst laut Hoyer gleich mehrere Ziele: Die Verbesserung der wirtschaftliche Situation der Kaffeeanbauer, die Etablierung neuer Anbaumethoden, die Aufforstung durch Agroforst, das Stoppen von Bodenerosion, die Förderung von Biodiversität, die Speicherung von CO2 sowie die Verbesserung der Lebensgrundlagen und der Ernährung von Bauern.
Der Schlüssel: Agroforst
Erreicht werden sollen diese Ziele durch gemischte Landwirtschaft mit je einem Drittel Kaffeeanbau, Bananen und Eigenversorgung. Durch diese Art der Bewirtschaftung gelingt es den Bauern auf der von staatlicher Seite zugestandenen Parzelle von 0,5 Hektar pro Familie (8 Personen) so zu wirtschaften, dass der Kaffeeertrag zum Verkauf und vor allem der Anbau von Gemüse, Obst und Früchten zur Eigenversorgung reicht. Im Agroforst werden über 4 Schichten Gemüse, Sträucher (Bananen), Bäume (Manjok, Obst ect.) und Bäume zur Holzgewinnung angebaut. Bis zu 50 Bäume werden so auf einem halben Hektar angepflanzt.
Eine stolze Bilanz
Die Bilanz des Projekts beeindruckt: 150.000 neue Bäume wurden seit Beginn jährlich gepflanzt. Insgesamt eine Million Neupflanzungen seien bald erreicht. Allein in Burundi konnten laut Hoyer mittlerweile über 13.500 Familien bzw. über 100.000 Menschen an diesem von Weltpartner mit initiierten und betreuten Projekt teilnehmen.
Die wirtschaftliche Situation der Kleinbauern konnte insbesondere durch die neuen Bewirtschaftungs- und Bepflanzungsmodelle deutlich verbessert werden. Erträge steigen: Von einem Kilogramm Bohnen je Strauch zu mittlerweile drei Kilogramm. Auch garantiert WeltPartner eine faire Bezahlung der Kaffeebauern. Diese seien laut Hoyer in wachsender Zahl vom Prinzip Agroforst überzeugt. Schulungen und Beratungen mit einheimischen Kräften vor Ort kämen der besonders struktur- und einkommensschwachen Regionen zugute.
Hoyers Fazit war klar: Maßnahmen für den Klimaschutz und Klimaanpassung und für die Verbesserung der Lebensbedingungen gehen für WeltPartner in Burundi Hand in Hand.
Ein bewegender Vortrag, der allen Anwesenden hautnah und konkret die Folgen unseres Handelns auf Menschen in anderen Teilen der Welt veranschaulichte.
Mehr erfahren!
Du willst noch mehr über die Arbeit von WeltPartner in Burundi erfahren? Die Genossenschaft informiert dazu auf ihrer Website:
Der 3. Memminger Klimafrühling fand vom 27.3.2025 bis zum 13.4.2025 statt. Das gesamte Veranstaltungsprogramm mit unseren 14 Events findest du hier:
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